… ist eine erfahrung, welche man kaum in worte fassen kann.
die letzten monate haben mich fast an meine grenzen gebracht, aber…
ich durfte meine mama begleiten.
vom tag der diagnose an, bis hin zu ihrem letzten atemzug.
ein geschenk, welches unbezahlbar ist.
…welches viel mit einem macht, dessen tragweite ich bzw. wir in der familie
bestimmt erst noch begreifen müssen.
diese schwere diagnose kam aus heiterem himmel, zu spät. der krebs hatte bereits gestreut und organe angegriffen.
trotz der düsteren prognose der ärzte, die nur von ein paar tagen bis hin
zu sehr wenigen wochen sprachen, waren uns insgesamt 4 monate vergönnt. zwei davon sogar zuhause.
eigentlich wollte meine mama nicht zuhause sterben. ihr wunsch war die
palliativstation. denn dort war sie nach der diagnose für 4 wochen, und
fühlte sich wohl. sie wollte uns nicht belasten. weder mit der pflege noch
mit dem sterben.
bei den besuchen haben wir über das sterben gesprochen, über wünsche,
vorstellungen oder unerledigte dinge. vorallem aber, haben wir die
gemeinsame zeit bewusst wahrgenommen. immer mit dem wissen, es könnte der
letzte besuch gewesen sein…
sie wusste, dass wir für sie da sind. egal wo, egal wann und egal wie.
es würde kommen, wie es kommt und so würde es richtig sein.
und dann, fast unerwartet, hat sich ihr zustand gebessert. und zwar so stabil, dass sie nach hause durfte.
uns war allen klar, dass es nicht einfach sein würde. während dessen wurden wir
betreut und begleitet von der sapv (spezialisierte ambulante palliativversorgung) und vom pflegedienst.
anfangs kam meine mama alleine gut zu recht. langsam, gemächlich, aber gut. meine großeltern (ihre eltern) waren tagsüber immer wieder mal bei ihr. genauso wie mein bruder. ich war morgens vor der arbeit und danach bei ihr.
in der zeit zu hause hat sie sich noch wünsche erfüllt, wie den strandkorb, den wir an einem sonnigen novembertag mit einem schluck alkoholfreien sekt gemeinsam als mutter und tochter genossen haben.
oder ein riesiger plantsch-pool für die enkelkinder (und kinder) für den nächsten sommer.
wir wussten, dass der tag kommt, an dem unsere mama nicht mehr alleine zurecht kommt.
wir wussten auch, dass es schwer werden würde. das wir bis an unsere grenzen kommen könnten.
und eigentlich war geplant, dass sie zurück auf die palliativstation geht.
aber meist kommt es anders.
dann ging alles ganz schnell, es gab über tage erste anzeichen, dass wir uns am beginn der sterbephase befinden.
ab dem zeitpunkt war sie nicht mehr allein. wir alle waren abwechselnd oder auch zusammen bei ihr.
6 tage und 5 nächte.
jeder erlebte seinen persönlich wertvollen moment in dieser zeit, als sie noch ansprechbar war. und wir alle hatten die gelegenheit uns zu verabschieden. ihr eine gute reise zu wünschen, ihr zu sagen, dass sie keine angst haben muss. in diesem moment sagt man diese worte nicht nur, man fühlt sie. aus tiefstem herzen.
ich dachte immer, das lächeln eines verstorbenen gibt es nur im film. aber diese freiheit, den frieden in ihrem gesichtsausdruck, auch noch stunden später, nimmt mir einen großteil meiner trauer um meinen unermesslichen verlust.
es ist alles andere als einfach seine mama/tochter/oma/schwester/schwiegermutter/freundin los zu lassen und es erfordert mut. aber wir haben es geschafft, gemeinsam.
das verarbeiten des erlebten und des verlustes liegt noch vor uns. aber auch das werden wir schaffen. ich bin unendlich dankbar für meinen mann, meine brüder, meine familie, und das wir alle nah beieinander wohnen.
bin zutiefst dankbar für die unterstützung die uns mamas freundinnen gegeben haben (beide aus dem pflegebereich), denn ohne wäre ich wohl verzweifelt. auch von meiner arbeit wurde ich unterstützt und bin dankbar für die zeit, welche ich dadurch mit meiner mama mehr auskosten durfte.
erst jetzt erfährt man aus gesprächen, wie viele menschen ähnliches erleben und ich empfinde tiefen respekt vor jedem der diesem weg mit geliebten menschen mitgeht.
wir haben heute tag 24 ohne mama. heilig abend.
in ihr haus zu gehen, in ihr zimmer, wo sie ihre letzten tage verbrachte, hat nichts erdrückendes. es fühlt sich frei und befreit an. und ich glaube fest daran, dass wir alles richtig gemacht haben.
was bleibt ist die liebe einer mama, die uns zu den menschen gemacht hat,
die wir heute sind.
danke, dass du meine mama warst ❤