letztes wochenende vor der ersten chemo

mein letztes wochenende vor der 6 monatigen chemotherapie steht an und es ist eigentlich bis an den rand vollgepackt. zu aller erst hab ich die letzten tage, auch wenn diese schon hektisch genug waren, noch so einiges auf den krebsinfoseiten online über mögliche nebenwirkungen gelesen. dann hab ich mir gleich mal das buch > Gut durch die Krebstherapie: Von Abwehrschwäche bis Zahnfleischbluten < von Prof. Dr. med. Josef Beuth bestellt. das buch gibt möglichkeiten aufkommende nebenwirkungen mit naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Mitteln zu behandeln. dazu auch gleich noch das buch > Überlebens – Buch Brustkrebs: Die Anleitung zur aktiven Patientin < von Ursula Goldmann-Posch und Rita R Martin, die autorinnen waren bereits selbst erkrankt. letzteres lag im krankenhaus aus und wir fanden es so gut, dass wir die aktuellste auflage gleich bestellt haben. beide bücher kann ich sehr empfehlen. so hab ich mir nun eine einkaufsliste geschrieben um gewappnet zu sein, man weiß ja auch nicht wie man sich fühlt und ob man mal schnell einkaufen fahren kann. ich wohn in einem dorf…ohne auto geht nix… samstag > folgendes hab ich eingekauft:

  • Glandomed Mundspüllösung, denn zähne putzen und spülen nach jeder mahlzeit senkt das risiko einer mundschleimhautentzündung (orale mukositis)
  • Trockenpflaumen, sollte ich Verstopfung bekommen
  • Wassermelone, gemixt und als eiswürfel eingefroren helfen sie gelutscht gegen den metallischen geschmack im mund
  • Fencheltee, wirkt antiseptisch, also gut für die mundschleimhaut und wie man seit kindheitstagen weiß gut für den bauch, (anstatt salbeitee, ich hasse salbeitee)
  • Kunststoffbesteck bestellt, falls der metallische geschmack kommt
  • Babywaschlotion, -bodylotion, -shampoo, da die haut dünn, trocken und empfindlich wird
  • weiche Zahnbürsten, da das immunsystem anfällig ist sollte die zahnbürste häufig gewechselt werden
  • milde Zahnpasta ohne menthol oder ätherischen ölen
  • Bio-Kosmetik (Mascara, Puder, Rouge, Kajal) da die haut sehr empfindlich wird
  • Handcreme mit urea
  • Eucerin Dermo Capillaire mit Urea, gut für die kopfhaut (kenn ich aus meinen blonden zeiten)
  • Nagelpflegeöl
  • ein schulheft als behandlungstagebuch

ansonsten wird noch viel gemüse gekauft, dass gekocht werden kann. jetzt noch mehr bio als vorher. das war übrigens auch eine empfehlung der ärzte. puh, ich denke ich bin gerüstet.

ernährungstechnisch hat sich die letzte woche schon einiges getan… aufgrund des umfangreichen gesundheitswissens meiner großeltern, was in diesem falle echt ein segen ist, bekomm ich nun jeden tag einen smoothie mit grünkohl, apfel, karotte, ingwer und lupine. ebenso gibts jeden tag einen salat mit brokkolisprossen. darin sind sie echt meine helden. vielen dank dafür. denn den smoothie bekomm ich noch immer… jeden tag 🙂 hunger hab ich trotzdem nicht viel,  2 kg hab ich durch den stress abgenommen. ich bin auch ganz schön eingeschränkt mit meinem operierten arm. die achsel ist total gefühlsfrei. eigenartiges gefühl. das kann noch dauern sagte man mir. ist doch eine tiefgreifende op, das muss sich alles erst generieren. zur beweglichkeit soll ich aber schon leichte übungen machen. lustig nur, links bin ich ja auch noch eingeschränkt durch den port. aber das vergeht schneller. vorerst aber mal total flügellahm. somit bin ich jetzt erstmal prinzessin die nächste zeit, hat man auch nicht immer, muss man ausnutzen … und ein klein wenig genießen!

dann bekomm ich besuch 🙂 meine mädels von der arbeit kommen. erst einmal wollen sie alles genau wissen. und somit erzähl ich von den irren letzten zwei wochen. alles… bis auf die genaue diagnose. und natürlich zeige ich stolz meinen neuen kurzhaarschnitt 😉 ich hab mich entschlossen, in meinem umfeld den tumor nicht beim richtigen namen zu nennen. man googelt, man liest und man macht sich danach noch mehr gedanken und sorgen als vorher. das möchte ich nicht. die tatsache, dass ich chemo bekomme und das er aggressiv ist reicht schon aus. es war ein sehr schöner nachmittag. danke meine lieben A, S, A und S <3 und bis bald!

nun kanns losgehen, montag 09.11.2015 erste chemo 8:15 uhr.

infos zu nebenwirkungen: krebsinformationsdienst – chemo

briefe, 2mm frise und port-op

bevor ich zur sentinel-op ins krankenhaus musste, hab ich briefe geschrieben. 5 briefe für die engsten freundinnen. ich wollte es nicht am telefon sagen. > hallo, wie gehts? du warum ich anrufe… ich hab brustkrebs und bekomm chemo…< ist doch irgendwie scheiße und unpersönlich. also hab ich mich für einen brief entschieden. ich finde ein brief ist sehr persönlich und mittlerweile eine rarität. am wochenende als ich im kh war kamen sie bei den mädels an. jede meldete sich und sie wollen mich unterstützen wo es nur geht. die erste die mich besuchen kam ist M. meine langjährige gute freundin. wir haben zusammen die ausbildung gemacht. bei ihr wars die erste und bei mir die zweite. trotz altersunterschied sind wir wahnsinnig tolle freunde geworden und ich bin so froh das ich sie hab. da sie nun auch seit ein paar jahren meine frisörin ist, galt ihr die ehre meine haare abzurasieren. da kam sie nun am tag vor der port-op und rasierte mir unter tränen den kopf auf freshe 2mm. und scheiße sah das gut aus 😀 danke meine süße <3

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schnipp schnapp haare ab – 04.11.2015

(anmerkung ein halbes jahr danach: ich mag das bild. aber mein ausdruck in den augen spricht bände. ich bin sehr froh und dankbar, dass diese emotion in den augen schnell verschwunden ist)

so, nun aber zur port-op. am mittwoch vor dem haare rasieren war vorbesprechung. der arzt belächelte mich, dass ich ne vollnarkose will… hallo?! als krebspatientin soll ich stress vermeiden.. und das ist für mich stress! am freitag war ich dann gleich die erste. im vorraum kam der op-bruder und war total nett. > mei, sie schaun aber gut aus. man würd gar ned denken, dass sie krank sind. < und er war der erste der aus dem gespräch zu mir sagte, ich hab ne tolle einstellung. so, nach 15 min ist der spuk wohl schon vorbei gewesen und ein bisschen hab ich noch ausgeschlafen. da wartete schon meine mama. nächster termin röntgen, ob bei der op die lunge unversehrt blieb. alles tippi. dann, aufklärungsgespräch chemo. das ist nun mittlerweile die sechste ärztin die ich kennenlerne. allgemeines bla bla und ein bisschen was zu den nebenwirkungen. bezüglich ernährung, nahrungsergänzungsmittel und vitaminen hat sie wieder eine andere meinung. ich bild mir jetzt meine eigene. so!

zuhause beim pflasterwechsel muss ich feststellen, leck… ist das ein eumel! hallo porti!

die reise beginnt ende oktober 2015…

letzter arbeitstag geschafft. die familie weiß bescheid… was nun?

die reise beginnt…

mittlerweile sind ein paar tage ins land gezogen und es fühlt sich alles noch sehr unwirklich an. wenn wir darüber reden, stehe ich neben mir und ich schau mir zu. meine mama weint sich in den schlaf… (das hält auch noch einige zeit an) und ich fühle mich schrecklich meiner familie kummer zu bereiten. ich hatte nun auch zeit mich mit dem therapieordner zu beschäftigen und meinem befund. man könnte sagen jackpot! ich hab einen hochaggressiven brustkrebs mit hoher rückfallgefahr. er ist 3,5 cm groß. sozusagen die kleine drecksau unter den brustkrebsen, der schwer zu kriegen ist. somit bleibt nur die chemotherapie. schlimm für ein alternatives mädel, das mit homöopathie aufgewachsen ist. schlimm auch für die familie. aber gut, ich bin ein sehr realistischer und objektiver mensch. AUGEN AUF UND DURCH! die nächsten tage lese ich viel über die therapie und mach mich eine checkliste für das gespräch am mittwoch. meine devise: keine foren, nur info seiten. wissen ist macht!

das ausführliche gespräch im brustzentrum steht an. meine mama ist dieses mal wieder mit dabei. zwei ärztinnen und die brustschwester klären mich auf und beantworten meine zwei din A4 seiten voll fragen die ich hab. es geht um ernährung, verhalten, ablauf, nebenwirkungen der therapie. manchmal reden sie um den heißen brei und manches muss man aus der nase ziehen. dazu komm ich aber später nochmal. fest steht ich bekomme eine neoadjuvante chemotherapie, dass heißt erst chemo und dann op um den tumor zu entfernen. es gibt 4x EC (epirubicin/cyclophosphamid) alle 3 wochen und anschließend 12x paclitaxel wöchentlich. vorher kommt aber die wächterlymphknoten op, ultraschall, röntgen und knochenszintigraphie um metastasen auszuschließen. ultraschall von der leber ist gleich nach dem gespräch. und? ALLES TIPPI! kommentar des arztes: man könnte gar kein besseres ergebnis haben 🙂

und das sind die nächsten haltestellen: am freitag ist op, am montag das knochenszinti, am mittwoch herzecho für chemo, freitag port op, montag 09.11.2015 erste chemo.

letzter arbeitstag 2015…

es ist donnerstag. 22. oktober 2015. mein letzter arbeitstag. gestern habe ich die diagnose bekommen. die ärtzin meinte, ich könnte gleich zuhause bleiben, es dauert mindestens ein halbes jahr. aber die woche mache ich noch fertig. ich kann meine kollegin und freundin nicht einfach so im stich lassen! dachte ich… nach dem telefonat mit meiner zahnärztin hab ich nur noch einen tag. freitag ist nun für sie reserviert. es ist gut wenn man vorher noch die zähne kontrollieren, füllungen machen lässt oder eine zahnreinigung, da die chemo auch die zähne angreifen kann. so bereite ich an diesem EINEN tag alles vor für eine längere abwesenheit. kleine notizzettel, angesammeltes aussortieren, usw.

den freitag nehme ich mir frei. alle wünschen mir ein schönes langes wochenende und sagen bis montag… im kopf füge ich „in einem halben jahr“ dazu. ein komisches gefühl! alles mache ich zum letzten mal in diesem jahr.

meine gute freundin und arbeitskollegin A. weiß bescheid. sie wusste schon von dem knoten, den kontrollen, der biopsie, dem geplanten op termin und jetzt muss ich ihr sagen, dass ich krebs habe… es ist vorerst eine große bürde für sie, denn sie ist die einzige die es weiß. meiner chefin hätte ich es auch gerne gesagt, auch sie weiß bescheid. wir haben ein sehr gutes verhältnis, aber sie ist nicht da. mein plan: den beiden mädels, denen ich es noch sagen möchte, schreibe ich einen brief! das telefon ist unpersönlich, heute noch ist scheisse… jeder würde fragen was los ist. ein brief ist persönlich. in zeiten der smartphones erst recht. wenn sie es wissen, wird es auch für A. leichter werden. es ist immer leichter, wenn man reden kann.

puh, ich kann mich kaum losreißen! mittlerweile ist es nach 19 uhr. dann schreibt meine mama… Daniela, es ist zeit nach hause zu fahren.

tschüss büro, bis nächstes jahr!

wie sag ich es der familie – im nachhinein betrachtet, der schlimmste tag…

als ich nach hause kam vom termin, wartete schon meine mama. sie konnte ja nicht mit zur besprechnung. und jetzt… worst case für eine mutter! es flossen viele tränen. hatten wir doch erst ein etwas schwieriges jahr hinter uns. die trennung von meinen eltern, bei welcher es meiner mama nicht so gut ging. ich war viel für sie da, hab sie gestützt und sie getröstet. ihr mut zugesprochen. jetzt sagt sie, kann sie für mich da sein und das schaffen wir auch! was gut ist, wir wohnen gegenüber. über uns mein bruder mit frau. unter mir oma und opa. papa und mein anderer kleiner bruder sind auch nicht weit weg. ich bin nicht allein!

jetzt geht das gedanken karussell los… wie sag ich es meinem freund. welche worte wähle ich. jedem der von der biopsie wusste, hab ich voller motivation gesagt, nur zur sicherheit, sie haben ja gesagt es ist ein fibroadenom, das ist in den wenigsten fällen bösartig. und wie sag ich es papa. wie sag ich es meinen kleinen brüdern und wie der hochschwangeren schwägerin. alle gedanken kreisen darum, wie ich diese hiobsbotschaft der familie mitteile. und dann sind da noch meine großeltern. gesundheitsapostel und ernährungsfanatiker vom feinsten.

am schlimmsten für mich war es, es meinem freund zusagen. ich hatte angst. ich saß am gleichen tag des termins auf kohlen bis er endlich von der arbeit nach hause kam. um zeit zu überbrücken hab ich schon mal meinen schicken grünen therapieordner durch gelesen und meine befunde. verstehen tu ich allerdings noch nicht viel. das internet bleibt aus. …vorerst!

dann kommt er heim und ich brech gleich in tränen aus. aber er hält mich fest, das schaffen wir schon! er ist ein toller man. er kennt mich gut. wir brauchen keine worte, damit er weiß, wie es mir geht.

zwei tage später kamen mein papa und meine brüder. tränenreich, habs jedem einzeln gesagt. es ist ein schweres gefühl als große schwester den kleinen brüdern zu sagen, dass man krebs hat. und dann papa, bleich wie eine wand und im ersten moment wortlos. mein kleider bruder sagt es seiner frau. mit oma und opa warten wir noch ein bisschen mit der diagnose.

puh… geschafft. das war das letzte mal, dass ich weinen musste. hab alle meine tränen in diesen tagen verbraucht. zum trauen bleibt keine zeit. weinen verbraucht kraft, viel kraft. die brauche ich jetzt für das was kommt und vor allem für MICH!