2 jahre… 

… sind es heute. vor 2 jahren saß ich im arztzimmer des brustzrentrum und wurde mit den worten > leider haben wir das ergebnis frau k. < begrüßt. ein tag, der sich eingebrannt hat. aber… an dessen dunkelheit ich mich nur noch schemenhaft erinnern kann. unfassbar, dass ich das vergessen konnte. ich weiß, dass ich wie in einem schlechten film da saß. weinte und immer wieder fragte, wie denn das sein kann. war doch alles unauffällig. und ich weiß, dass ich kurzzeitig in ein tiefes loch fiel. aber an dieses gefühl… kann ich mich nicht mehr erinnern. es war. es ist vorbei. therapie vorbei. krankenstand vorbei. seit 262 tagen wieder in einem alltag lebend. ja, leben. das ist es. es fühlt sich so gut an. anstrengend manchmal. aber so unglaublich gut. 

der großteil meiner nachsorge nach einem jahr therapieende ist geschafft. alles ohne befund. nur noch eine außerordentliche untersuchung steht aus. ohne verdacht, nur nummer sicher. hab ich das im november auch ohne befund… hui dann hab ich mein erstes jahr rückfallfrei gelebt. ein risiko, das in meinem fall statistisch unglaublich hoch liegt. ein risiko, welches aber mit jedem jahr geringer wird. alter falter! und erst dann stoß ich darauf an.

eigentlich ist mir selten nach heulen, außer ich hab ein glas wein zuviel und schau den ‚falschen‘ film 😉 aber an meinem diagnosetag irgendwie schon. ist es doch ein besonderer tag. ohne diesen… weiss ich nicht was heute wäre. mein gott, im leben hätte ich nicht gedacht an krebs zu erkranken! wer denkt denn schon daran. 33. keine familiäre vorbelastung. auf ein gesundes leben geachtet. aber heute bin ich eine von 8 frauen, welche an brustkrebs erkrankt war. eine von 70.000 jährlich allein in deutschland. ich gehöre zu den 15%-20% triple negativen. und heute 2 jahre später sitze ich hier. in meiner küche. hatte ein schönes frühstück mit meinem mann. einen wunderschönen waldspaziergang mit meiner mama. meinen neffen gekuschelt. und ja… zum besonderen tag… ein glas wein. 

was will ich mehr. ich bin hier 🙂 

wie sag ich es der familie – im nachhinein betrachtet, der schlimmste tag…

als ich nach hause kam vom termin, wartete schon meine mama. sie konnte ja nicht mit zur besprechnung. und jetzt… worst case für eine mutter! es flossen viele tränen. hatten wir doch erst ein etwas schwieriges jahr hinter uns. die trennung von meinen eltern, bei welcher es meiner mama nicht so gut ging. ich war viel für sie da, hab sie gestützt und sie getröstet. ihr mut zugesprochen. jetzt sagt sie, kann sie für mich da sein und das schaffen wir auch! was gut ist, wir wohnen gegenüber. über uns mein bruder mit frau. unter mir oma und opa. papa und mein anderer kleiner bruder sind auch nicht weit weg. ich bin nicht allein!

jetzt geht das gedanken karussell los… wie sag ich es meinem freund. welche worte wähle ich. jedem der von der biopsie wusste, hab ich voller motivation gesagt, nur zur sicherheit, sie haben ja gesagt es ist ein fibroadenom, das ist in den wenigsten fällen bösartig. und wie sag ich es papa. wie sag ich es meinen kleinen brüdern und wie der hochschwangeren schwägerin. alle gedanken kreisen darum, wie ich diese hiobsbotschaft der familie mitteile. und dann sind da noch meine großeltern. gesundheitsapostel und ernährungsfanatiker vom feinsten.

am schlimmsten für mich war es, es meinem freund zusagen. ich hatte angst. ich saß am gleichen tag des termins auf kohlen bis er endlich von der arbeit nach hause kam. um zeit zu überbrücken hab ich schon mal meinen schicken grünen therapieordner durch gelesen und meine befunde. verstehen tu ich allerdings noch nicht viel. das internet bleibt aus. …vorerst!

dann kommt er heim und ich brech gleich in tränen aus. aber er hält mich fest, das schaffen wir schon! er ist ein toller man. er kennt mich gut. wir brauchen keine worte, damit er weiß, wie es mir geht.

zwei tage später kamen mein papa und meine brüder. tränenreich, habs jedem einzeln gesagt. es ist ein schweres gefühl als große schwester den kleinen brüdern zu sagen, dass man krebs hat. und dann papa, bleich wie eine wand und im ersten moment wortlos. mein kleider bruder sagt es seiner frau. mit oma und opa warten wir noch ein bisschen mit der diagnose.

puh… geschafft. das war das letzte mal, dass ich weinen musste. hab alle meine tränen in diesen tagen verbraucht. zum trauen bleibt keine zeit. weinen verbraucht kraft, viel kraft. die brauche ich jetzt für das was kommt und vor allem für MICH!

 

NFL, pinktober und meine diagnose 2015

mein freund war ja schon die letzte saison NFL begeistert, und das schwappt gerade auf mich über. jetzt im oktober fragen wir uns, warum die spieler so viel pink tragen. google sagt „pinktober“ breastcancer awareness month. aha!

im mai 2015 hab ich beim eincremen einen knoten in meiner rechten brust ertastet. was heißt ertastet…. ich bin buchstäblich darüber gestolpert! puff und plötzlich war er da, und ich creme täglich. am anfang dachte ich es wäre vielleicht ein geschwollener lymphknoten oder ähnliches. habe es dann mit alternativen mittelchen eingerieben. weil wir zuhause sehr alternativ sind. hat sich aber nichts verändert. zwei wochen später meinte meine osteopathin, ich solle doch bitte vorm urlaub zur frauenärztin, einfach damit ich beruhigt bin. ein termin nach dem urlaub stand zwar schon fest, aber dort war ich auch, erste vermutung: fibroadenom. okidoki, das hab ich im internet auch schon gelesen. genauso wie ich gelesen hab, dass vier von fünf knoten in der brust gutartig sind und je jünger die frau desto weniger besorgniserregend. das hat mich beruhigt. nach einem  wundervollen urlaub am meer war nun meine erste mamma-sono (ultraschall) untersuchung. befund: fibroadenom. fein!

mittlerweile haben wir ende september und die zweite mamma-sono stand an. nicht nur die, sondern auch ich hab gemerkt das der knoten gewachsen ist. bandeau-sommerkleid unbequem, bandeau-bikini sehr unangenehm… befund bzw. empfehlung: an ihrer stelle würde ich den knoten entfernen oder eine biopsie machen lassen, auf wiedersehen! WTF!?!? vielen dank für die ausführliche information. das war mein erster schock. natürlich denkt man vorher schon mal, oh was ist wenn sie sagen es sieht nicht gut aus… bla bla bla. aber das zu hören war schon ziemlich schwierig. vorallem auch wie, abgefertigt und abserviert. im auto hab ich dann meine frauenärztin angerufen. sie haben gleich einen biopsie termin im brustzentrum vereinbart. eine woche warten, oktober. dann sitz ich da im brustzentrum mit meiner mama. allgemeines bla bla, kurze aufklärung und wenn ich möchte könnte ich eine biopsie (entnahme gewebeprobe) machen lassen, ansonsten wird das gewebe nach der entfernung untersucht. ein inneres gefühl sagte mir: daniela mach die biopsie, den termin für die entfernung hast du eh schon. als wir dann das brustzentrum verliessen sagte meine mama: mei, wenn die dich hier beim namen kennen, dann weißt aber auch was los is!

eine woche später befundbesprechung. alleine. „leider haben wir jetzt den befund hier“ „wieso leider?“ „es ist ein mammakarzinom“ ….ich habe brustkrebs. ich spüre mich tief fallen. in ein loch, es klingt dumpf, es ist dunkel und dann weine ich los. (sogar jetzt nach einem halben jahr kann ich das gefühl noch spüren wenn ich diese zeilen schreibe) den rest bekomm ich nur noch ansatzweise mit. es geht nur chemotherapie, er ist sehr aggressiv, lymphknoten-op in einer woche, in zwei wochen dann chemo beginn. nächster termin in einer woche, dann sprechen wir nochmals drüber… puh, dass soll ich jetzt meiner mama beibringen?!

und plötzlich empfindet man die farbe pink ganz anders. diagnose im pinktober!

UNFUCKINGFASSBAR!