beim sterben begleiten…

… ist eine erfahrung, welche man kaum in worte fassen kann.
die letzten monate haben mich fast an meine grenzen gebracht, aber…
ich durfte meine mama begleiten.
vom tag der diagnose an, bis hin zu ihrem letzten atemzug.

ein geschenk, welches unbezahlbar ist.
…welches viel mit einem macht, dessen tragweite ich bzw. wir in der familie
bestimmt erst noch begreifen müssen.

diese schwere diagnose kam aus heiterem himmel, zu spät. der krebs hatte bereits gestreut und organe angegriffen.
trotz der düsteren prognose der ärzte, die nur von ein paar tagen bis hin
zu sehr wenigen wochen sprachen, waren uns insgesamt 4 monate vergönnt. zwei davon sogar zuhause.

eigentlich wollte meine mama nicht zuhause sterben. ihr wunsch war die
palliativstation. denn dort war sie nach der diagnose für 4 wochen, und
fühlte sich wohl. sie wollte uns nicht belasten. weder mit der pflege noch
mit dem sterben.

bei den besuchen haben wir über das sterben gesprochen, über wünsche,
vorstellungen oder unerledigte dinge. vorallem aber, haben wir die
gemeinsame zeit bewusst wahrgenommen. immer mit dem wissen, es könnte der
letzte besuch gewesen sein…

sie wusste, dass wir für sie da sind. egal wo, egal wann und egal wie.
es würde kommen, wie es kommt und so würde es richtig sein.

und dann, fast unerwartet, hat sich ihr zustand gebessert. und zwar so stabil, dass sie nach hause durfte.
uns war allen klar, dass es nicht einfach sein würde. während dessen wurden wir
betreut und begleitet von der sapv (spezialisierte ambulante palliativversorgung) und vom pflegedienst.

anfangs kam meine mama alleine gut zu recht. langsam, gemächlich, aber gut. meine großeltern (ihre eltern) waren tagsüber immer wieder mal bei ihr. genauso wie mein bruder. ich war morgens vor der arbeit und danach bei ihr.

in der zeit zu hause hat sie sich noch wünsche erfüllt, wie den strandkorb, den wir an einem sonnigen novembertag mit einem schluck alkoholfreien sekt gemeinsam als mutter und tochter genossen haben.

oder ein riesiger plantsch-pool für die enkelkinder (und kinder) für den nächsten sommer.

wir wussten, dass der tag kommt, an dem unsere mama nicht mehr alleine zurecht kommt.
wir wussten auch, dass es schwer werden würde. das wir bis an unsere grenzen kommen könnten.
und eigentlich war geplant, dass sie zurück auf die palliativstation geht.
aber meist kommt es anders.

dann ging alles ganz schnell, es gab über tage erste anzeichen, dass wir uns am beginn der sterbephase befinden.
ab dem zeitpunkt war sie nicht mehr allein. wir alle waren abwechselnd oder auch zusammen bei ihr.

6 tage und 5 nächte.

jeder erlebte seinen persönlich wertvollen moment in dieser zeit, als sie noch ansprechbar war. und wir alle hatten die gelegenheit uns zu verabschieden. ihr eine gute reise zu wünschen, ihr zu sagen, dass sie keine angst haben muss. in diesem moment sagt man diese worte nicht nur, man fühlt sie. aus tiefstem herzen.

ich dachte immer, das lächeln eines verstorbenen gibt es nur im film. aber diese freiheit, den frieden in ihrem gesichtsausdruck, auch noch stunden später, nimmt mir einen großteil meiner trauer um meinen unermesslichen verlust.

es ist alles andere als einfach seine mama/tochter/oma/schwester/schwiegermutter/freundin los zu lassen und es erfordert mut. aber wir haben es geschafft, gemeinsam.

das verarbeiten des erlebten und des verlustes liegt noch vor uns. aber auch das werden wir schaffen. ich bin unendlich dankbar für meinen mann, meine brüder, meine familie, und das wir alle nah beieinander wohnen.
bin zutiefst dankbar für die unterstützung die uns mamas freundinnen gegeben haben (beide aus dem pflegebereich), denn ohne wäre ich wohl verzweifelt. auch von meiner arbeit wurde ich unterstützt und bin dankbar für die zeit, welche ich dadurch mit meiner mama mehr auskosten durfte.

erst jetzt erfährt man aus gesprächen, wie viele menschen ähnliches erleben und ich empfinde tiefen respekt vor jedem der diesem weg mit geliebten menschen mitgeht.

wir haben heute tag 24 ohne mama. heilig abend.
in ihr haus zu gehen, in ihr zimmer, wo sie ihre letzten tage verbrachte, hat nichts erdrückendes. es fühlt sich frei und befreit an. und ich glaube fest daran, dass wir alles richtig gemacht haben.

was bleibt ist die liebe einer mama, die uns zu den menschen gemacht hat,
die wir heute sind.

danke, dass du meine mama warst ❤

schuppdiwupp…

… und schon ist es rum. also fast. 2019.

ein jahr mit, bis jetzt, nur vier blogeinträgen. also ein ziemlich unaufgeregtes jahr. und das tatsächlich in jeder hinsicht. rückblickend betrachtet, verging mir das natürlich viel zu schnell. wie sollte es auch anders sein.

mein persönlich gesundheitliches highlight war meine nachsorge im november. mit einem brustsono, einem abdomen- und lymphsono und dem blutbild wurden mir meine 3 jahre nach therapieende ohne rückfall bestätigt. so angespannt und aufgeregt vor nachsorgeuntersuchungen war ich eine halbe ewigkeit nicht mehr. das ergebnis macht mich unglaublich glücklich und dankbar. für mich als triple negativ patientin eine unglaubliche hürde die ich nun definitiv geschafft habe. meine onkologische und gynäkologische nachsorge hat nun einen 6 monatigen rhythmus. und die kontrolle der brust mit mrt und sono ist ab april nächsten jahres auch jährlich.

wie war mein drittes jahr ansonsten? ja, unaufgeregt. meine jährliche etwas ausgeprägte fatiguephase im herbst blieb aus. ein bisschen „müdigkeit“ zum ende des jahres verspüre ich trotzdem, aber nicht in dem ausmaß wie die letzten zwei jahre. meine kreativität blieb dieses jahr allerdings auch fern. dafür hab ich unbelesener mensch das lesen für mich entdeckt und das bitte recht realitätsfremd und phantastisch. find ich super. ich habe also in diesem jahr mehr seiten gelesen als in den letzten 30 jahren. sportlich bin ich übrigens genauso nicht wie letztes jahr. auch wenn ich es mir immer wieder vornehme. das spazieren gehen und yoga oder qi gong nach bedürfnis müssen reichen. in kombination mit dem intervallfasten kann ich auch ganz gut damit leben.

und somit möchte ich mich still und dankbar von diesem jahr verabschieden. in gedanken an die wunderbaren frauen, die in den letzten wochen von uns gegangen sind.

auf ein wunderbares weihnachtsfest, einen zauberhaften jahreswechsel und ein gesundes und glückliches neues jahr!

als alex dem tod in die eier trat…

…hat er ganze arbeit geleistet! 

alex erkrankt mitte 2015 zum ersten mal an hodenkrebs. nach einer erfolgreichen op folgt sogleich die entlassung in die nachsorge. wie er im nachhinein feststellt, hakt er das thema krebs aber mehr oder weniger erstmal ab. ohne sich richtig damit auseinandergesetzt zu haben. 

er genießt sein leben, während er seine selbstständigkeit plant. dann aber kommt der krebs nach 2 jahren zurück. jetzt ist es eine eher selten vorkommende knochenmetastase im oberarm. der tumor frisst bereits seinen knochen auf. für einen so sport liebenden jungen mann, der dazu auch noch im endspurt zur planung seines neuen beruflichen traumes ist, ein schock. diese zeit ist verbunden mit viel schmerzen durch den tumor. hadern. zweifeln. 

aber jetzt setzt sich alex mit dem krebs auseinander. anstatt ihn als fremdkörper zu sehen, akzeptiert er ihn nun als ein teil von sich. der aber natürlich gerne wieder verschwinden darf. dabei nimmt er uns mit auf seine reise. seine erfahrungen mit krankenhäusern. ärzten. zweitmeinungen. von seiner erstdiagnose, die er sehr sportlich nahm, bis hin zu seiner wiedererkrankung und deren bewältigung. dieses mal schenkt er dem krebs seine volle aufmerksamkeit. er teilt erfahrungen mit komplementärmedizin. achtsamkeit und meditation. er nimmt uns mit auf den weg zurück zu sich selbst.

im buch blendet er immer wieder seine vergangenheit ein. seine kindheit ohne leiblichen vater. sein reges berufsleben. seine reisen. bis hin zum jetzt. mit der diagnose kommt das bedürfnis der vatersuche. und ich finde es wunderbar, dass er sein, wie er es nennt, “fehlendes puzzlestück” mit dem treffen seines leiblichen vaters findet. und auch das begleiten und verabschieden seines großvaters und damit die auseinandersetzung mit dem letzten endes unausweichlichen tod eines jeden lebens, scheint heilsam. denn dadurch akzeptiert er den kreislauf des lebens und er beginnt seine erfolgreiche therapie. 

alex und ich kennen uns vom bloggen und führen, bis auf unsere krebserkrankung in 2015, ein sehr unterschiedliches leben. es ist für mich interessant die erfahrung mit dem krebs aus der sicht eines mannes zu lesen. denn denn großteil an erfahrungen erlebe ich nur von anderen patientinnen. die sicht auf den krebs, wie wir beide ihn wahrnehmen und akzeptieren, was er mit uns gemacht hat und wie wir das leben nun sehen, ist allerdings sehr ähnlich. und bei vielen aussagen saß ich zustimmend lächelnd vor dem buch. wir beide lieben es „die magie des augenblicks zu spüren und zu erkennen“. und wir beide akzeptieren, dass wir einfach pech hatten. shit happens. 

als ich dem tod in die eier trat” ist ein wunderbares buch. ehrlich und auf den punkt. empfehlenswert, sowohl für patientinnen und patienten die am anfang ihrer diagnose stehen, als auch für angehörige. oder jene, die einfach nur ein gutes buch über einen offenen und bemerkenswerten mann lesen wollen. wir erfahren alles über die diagnose hodenkrebs. die metastasierung und die therapie. aber vor allem von seinem leben und seinen gefühlen. alex nimmt kein blatt mehr vor den mund und bricht damit auch das leidige tabu rund um den krebs.

„Als ich dem Tod in die Eier trat“
erschienen im Kremayr & Scheriau Verlg
(photo credit @alexander.m.greiner)

long time, no post

ja, lange ist es her. doch das liegt einfach nur daran, dass es schlicht und ergreifend nichts aufregendes (zum glück) an der krebsfront zu berichten gibt.

naja, vll ein bisschen. denn am 12. mai war ich offiziell 3 jahre krebsfrei! 3 unglaubliche jahre!

mein januar fing gleich mal mit der nachsorge bei meiner gynäkologin an. alles fein.

im februar gings zur onkologin. hier habe ich mittlerweile die nachsorge alle 4 monate. sowohl das blutbild, als auch das abdomen- und lymph-sono waren fein.

dann gab es rein zur abklärung im april ein kopf-mrt. alles fein.

nachsorge bei der gynäkologin im april auch fein.

und zu guter letzt war im april mein jährliches brust-mrt mit zusätzlichem sono. leider nicht zyklusgerecht, aber mit dem sono zusätzlich… alles fein!

somit kann ich voll freude und dankbarkeit behaupten, dass ich nun 3 jahre ohne rückfall lebe.

und leben tu ich tatsächlich sehr fein 🙂 wobei mir das jahr schon wieder viel zu schnell vergeht. es rast nur so an mir vorbei. im juni ist sind schon wieder die nächsten termine bei der gyn und onko.

was machen meine spätfolgen? mein lymphödem ist mal mehr mal weniger schmerzhaft. je nach belastung meines rechten arms. aber mindestens einmal die woche muss ich zur lymphdrainage. das ist dann aber auch das schlimmste. eine fatiguephase hatte dieses jahr noch keine. diese kommt aber meistens eh erst im spätsommer/herbst. meine trockene haut macht mir in der kalten jahreszeit sehr zu schaffen. ich komm gar nicht mir dem cremen hinterher. und nach wie vor hab ich nen dünnen geduldsfaden mit etwas zu lockerer meinungszunge… naja man kann halt nicht alles haben 😉

ja und eigentlich wars das auch schon wieder.

in diesem sinne, alle einen schönen sommer!

 

mit samthandschuhen…

…. wähle ich meine worte, wenn es im gespräch um den krebs geht. KREBS. KREBS. KREBS. KREBS. KREBS. für mich kein schlimmes wort. aber ich habe das gefühl ich müsste die menschen um mich herum vor der unannehmlichkeit der eventuell aufkommenden emotionen bei der verwendung des wortes KREBS beschützen. KREBS ist ein arschloch, das wissen nicht nur jene, die die diagnose erhalten, sondern natürlich auch die betroffenen mitmenschen und angehörigen. mir fiel immer mehr auf, das ich dann anstatt krebs = krankheit sage, anstatt chemotherapie = behandlung, usw. ich umschreibe alles in einem gespräch ganz wunderbar, so dass der krebs nie beim namen genannt wird.

und eigentlich, also nicht nur eigentlich, ist das doch totaler quatsch. da wären wir doch wieder beim tabuthema KREBS. und leider ist der krebs nun mal in mein leben getreten und somit auch in das leben aller menschen um mich herum. ich habe mir das nicht ausgesucht. aber ich muss damit leben. und das noch viel bewusster als alle um mich herum. ich bin diejenige, welche zur nachsorge muss. ich bin diejenige die den krebs hatte und ich bin diejenige, deren leben sich verändert hat. ich musste mein leben nach dem krebs wieder auf die reihe kriegen. und auch ich bin es, die dem tod auf gewisse art und weise ins auge geblickt hat. und leider bin ich damit nicht allein. so viele trifft der selbe scheiss und sie müssen damit umgehen und leben lernen.

ist es also egoistisch, keine rücksicht mehr in meiner wortwahl nehmen zu wollen. nein. es ist wie es ist. der krebs war da. und ich bin noch immer da. trotzdem ist der krebs, wenn auch nicht akut, ein teil meines lebens

in diesem sinne werde ich das wörtchen KREBS immer mehr in meinen wortschatz einbauen. ich finde, das hat auch etwas mit enttabuisierung zu tun. das heißt nicht, dass ich jedem unbedarften gegenüber was von KREBS aufdrücke, aber manche gespräche entwickeln sich ungewollt in dieses fahrwasser… und dann war ich nicht nur krank. ich hatte KREBS. und jetzt bin ich wieder gesund 🙂

rückblick – meine therapie

diese tipps habe ich für mich persönlich zusammen gesammelt. aus dem internet, literatur, andere patientinnen.

  • viel schlaf
  • sich ruhepausen eingestehen
  • die ersten tage nach EC erhöht liegend schlafen
  • viel frische luft
  • spazieren gehen
  • tagebuch schreiben, sowohl ein behandlungstagebuch, als auch ein tagebuch um meine krankheit zu verarbeiten
  • plastikbesteck, falls der metallische geschmack gekommen wäre
  • wassermelone gemixt und in eiswürfelbeutel eingefroren – neutralisiert den metallischen geschmack (ich kann es nicht bestätigen, war aber vorbereitet)
  • immer stilles wasser neben dem bett (ich hatte sehr viel durst nachts)
  • schlafmütze in der nacht, da der kopf schnell auskühlt
  • während paclitaxel kühlhandschuhe und socken – kann eine polyneuropathie und das ablösen der nägel verhindern
  • je früher am morgen der körper das cortison aus der pre-medikation bekommt, desto weniger reagiert er darauf, da der körpereigene cortisonspiegel morgens am höchsten ist
  • die histamine als pre-medikation von paclitaxel langsam spritzen lassen – vermeidet schwindel und übelkeit (nicht jeder arzt nimmt darauf rücksicht…)
  • emlapflaster bzw. salbe 2 std. vor anstechen des ports auftragen, betäubt die haut
  • blutabnahme beim hausarzt – keine wartezeit in der chemoambulanz
  • es heißt, man soll lieblingsgerichte während der chemo vermeiden, um eine abneigung dagegen zu verhindern (hab ich nicht gemacht, da ich meine ernährung angepasst hab)
  • es wird 2 tage vor der chemo empfohlen zu fasten, durch das kohlenhydratereichere essen am chemotag werden die Zytostatika direkt in den tumor transportiert (sehr sehr vereinfacht ausgedrückt! )
  • yoga oder qi gong während der therapie können fatigue mindern und wirken sich auch erwiesenermaßen positiv auf die psyche aus – kann ich bestätigen! da man ja nicht gut unter viel leute kann, habe ich ein onlineportal mit einem anfängerkurs gefunden – sehr zu empfehlen!
  • während der bestrahlung die haut gut pflegen
  • die brust bei mopsbrand kühlen
  • vorsichtiges duschen klappt gut trotz markierungen und tut gut
  • die ärzte alles fragen was einen beschäftigt!
  • wenn man sich unwohl fühlt oder nicht verstanden von seinen ärzten, eine zweitmeinung einholen (hatte ich für die brust-op)
  • immer alle fragen an die ärzte aufschreiben
  • eine späte wiedereingliederung
  • eine arbeitszeitreduzierung
  • ‚look good feel better‘ der dkms – ein seminar mit schminktipps für patientinnen
  • für die nachsorge einen guten onkologen/-in und einen guten gynäkologen/-in
  • in meinem fall eine engmaschige nachsorge, d.h. alle 3 monate leber- u. lymphsono, blutbild, jährliches mrt und brust-sono, lungen-ct und kopf-mrt für die ersten 3 jahre
  • die krebsgesellschaft bietet kurse wie z. b. qi gong und vieles mehr an (sehr empfehlenswert!)
  • literaturtechnisch kann ich persönlich die verschiedenen offiziellen internetseiten empfehlen: wie den krebinformationsdienst, mamazone, die bücher <überlebens-buch brustkrebs> und <gut durch die krebstherapie>
  • ergotherapie für die hände während paclitaxel zur prävention von polyneuropathie
  • das gehirn trainieren – das mache ich seit der bestrahlung täglich mit einer app. glaube das hat mir sehr gut geholfen. arbeiten, außer natülich mit der krankheit umgehen, muss das gehirn während der therapie nicht. ich bin überzeugt, dass das gehirntraining mir beim wiedereinstieg in die arbeit geholfen hat

durch das tage- bzw. behandlungstagebuch schreiben wusste ich immer, welche symptome und nebenwirkungen gerade „normal“ sind. denn alles hat seinen zyklus. man konnte fast die uhr danach stellen. beim tagebuch bin ich geblieben. denn ich habe das journaling für mich entdeckt. meine kreativität wurde wieder erweckt und es ist meine meditation. auch das qi gong blieb und das autogene training kam vor kurzem dazu.

man muss gut für sich sorgen. während und vor allem auch danach. hat man einen schlechten tag, hat man halt einen. denn wenn wir keinen haben dürften, wer denn bitte dann?! diese tage muss man sich zugestehen. jeder geht mit seiner erkrankung anders um. jeder findet seinen weg. ich hab ihn ohne psychoonkologie gefunden. aber ich habe eine familie um mich herum. immer.

so, dass sind sie. meine tipps während meiner therapie. ich würde alles wieder genauso machen.

gut für sich sorgen – während der therapie

da durch die chemo, der ganze körper leidet und ja auch die guten zellen angegriffen werden, muss man sich gut um sich selber kümmern.

  • vor beginn der chemo ein zahnarztbesuch, die chemo kann die zähne und das zahnfleisch angreifen
  • ich hatte davor, zum glück zufällig, noch eine zahnreinigung
  • nach jedem essen zähne putzen mit einer ganz milden zahnpasta
  • den mund nach wirklich jedem essen mit glandomed spülen, um eine mundschleimhautentzündung zu vermeiden
  • babyduschgel
  • babyshampoo
  • eucerin kopfhaut serum, die kopfhaut kann sehr empfindlich sein
  • abends immer hände und füsse ein cremen
  • babylotion für den körper
  • während paclitaxel die nägel mit einem dunklen, formaldehydfreien nagellack lackieren. darunter visurea lack (apotheke). kann das verfärben der nägel verhindern
  • täglich fieber messen während der chemo (habe ein ohrthermometer verwendet wegen der genauigkeit)
  • claversal zäpfchen gegen die schmerzen beim stuhlgang (entzündete schleimhaut, blut am stuhl während paclitaxel) gab es auf rezept.

ich hatte keine verfärbten oder abgelösten nägel. auch keine polyneuropathie! heute ist meine haut noch immer trocken und schnell gereizt. und mein bodylotion verbrauch ist relativ hoch. alle haare kamen zurück, wie vorher. nur die wimpern fielen noch ca. 2 mal kollektiv aus. mein bindegewebe ist schneller gealtert als mir lieb ist und ich bekomme schnell blaue flecken. ich bin auf naturkosmetik umgestiegen. mir kommt nichts mehr mir krebsverdachtsstoffen ins haus. das gleiche gilt bei waschmittel usw. mittlerweile ist das angebot erschwinglich und angenehm in jeder hinsicht.

2 jahre… 

… sind es heute. vor 2 jahren saß ich im arztzimmer des brustzrentrum und wurde mit den worten > leider haben wir das ergebnis frau k. < begrüßt. ein tag, der sich eingebrannt hat. aber… an dessen dunkelheit ich mich nur noch schemenhaft erinnern kann. unfassbar, dass ich das vergessen konnte. ich weiß, dass ich wie in einem schlechten film da saß. weinte und immer wieder fragte, wie denn das sein kann. war doch alles unauffällig. und ich weiß, dass ich kurzzeitig in ein tiefes loch fiel. aber an dieses gefühl… kann ich mich nicht mehr erinnern. es war. es ist vorbei. therapie vorbei. krankenstand vorbei. seit 262 tagen wieder in einem alltag lebend. ja, leben. das ist es. es fühlt sich so gut an. anstrengend manchmal. aber so unglaublich gut. 

der großteil meiner nachsorge nach einem jahr therapieende ist geschafft. alles ohne befund. nur noch eine außerordentliche untersuchung steht aus. ohne verdacht, nur nummer sicher. hab ich das im november auch ohne befund… hui dann hab ich mein erstes jahr rückfallfrei gelebt. ein risiko, das in meinem fall statistisch unglaublich hoch liegt. ein risiko, welches aber mit jedem jahr geringer wird. alter falter! und erst dann stoß ich darauf an.

eigentlich ist mir selten nach heulen, außer ich hab ein glas wein zuviel und schau den ‚falschen‘ film 😉 aber an meinem diagnosetag irgendwie schon. ist es doch ein besonderer tag. ohne diesen… weiss ich nicht was heute wäre. mein gott, im leben hätte ich nicht gedacht an krebs zu erkranken! wer denkt denn schon daran. 33. keine familiäre vorbelastung. auf ein gesundes leben geachtet. aber heute bin ich eine von 8 frauen, welche an brustkrebs erkrankt war. eine von 70.000 jährlich allein in deutschland. ich gehöre zu den 15%-20% triple negativen. und heute 2 jahre später sitze ich hier. in meiner küche. hatte ein schönes frühstück mit meinem mann. einen wunderschönen waldspaziergang mit meiner mama. meinen neffen gekuschelt. und ja… zum besonderen tag… ein glas wein. 

was will ich mehr. ich bin hier 🙂 

2016… es wird zeit für dich zu gehen ?

ein jahr, welches im wahrsten sinne des wortes mein leben verändert hat, geht zu ende. ein jahr, von dem ich beim hineinrutschen nicht wusste, wie ich da wieder rausrutschen würde. ein jahr, welches mit besonders emotionalen gesundheitswünschen began. und… das jahr meinte es gut mit mir. den mein tumi zog aus und ein krebsfreier jahreswechsel steht unmittelbar bevor. nicht mit jedem meinte 2016 es gut. die schlagzeilen über an krebs verstorbene bekannte menschen hörten irgendwie nicht auf. der fairnesshalber sei gesagt, nicht nur krebs holte sie aus dem leben. und doch waren es gefühlt zu viele. auch wenn ich sie persönlich nicht kannte, traf es mich jedes mal, wenn einer von ihnen wegen des schalentiers über den regenbogen gehen musste. und dann waren da noch diejenigen, die man aus den sozialen netzwerken kennt. das trifft mich jedes mal noch mehr. man kennt sich nicht persönlich, und doch nimmt man täglich teil an ihrem leben. so wie sie an meinem. freut sich unglaublich über erfolge und ist traurig über rückschläge. fluch und segen der social media. man erlebt das gefühl nicht allein zu sein, aber wird knallhart mit der realität konfrontiert. oft fehlen mir als selbst betroffene die worte, und doch denke ich viel an jene menschen. 

in meinem 2016 ist viel passiert. und es war durchaus ereignisreich. viele schöne momente prägen es. oft erinnert man sich nur an die schlechten dinge, das hat das menschliche gehirn so an sich. aber, obwohl bis in den april hinein volles chemoprogramm war, erinnere ich mich kaum an diese ungewisse und kräftezehrende zeit. die schönen dinge überwiegen. trotz allem. das jahr began mit der geburt meines kleinen neffen. darauf folgte eine erfolgreiche chemo. eine erfolgreiche op. eine hoffentlich wirksame bestrahlung und eine ahb, bei der ich einen ganz wunderbaren menschen kennengelernt habe. ich habe viele neue erfahrungen gemacht. erfahrungen, welche glücklicherweise nicht jeder machen muss. und beim resümieren muss ich feststellen… das jahr hat mich mutiger gemacht. bestimmter. kreativer. experimentierfreudiger. und vorallem bewusster.

ich gehe bewusst in den tag. genieße bewusst kleine unspektakuläre momente. lächle unglaublich gerne in mich hinein. und ich bin dankbar dafür, was ich geschafft habe und was ich habe. ein schönes leben. die gedanken, was das leben noch bringen mag, kommen und gehen. das wird immer so sein. doch wichtig ist das jetzt und das ist einfach nur wundertoll.

habt es fein ❤ auf ein wunderbares 2017 

eine portion konfetti aufs neue jahr 🎉

‚out of office‘ war gestern 

das war er nun. mein erster arbeitstag. der erste tag im büro seit 406 tagen. nichts hat sich verändert, alles blieb so als wäre ich am freitag erst ins lange wochenende gegangen. als ich an meinem schreibtisch saß musste ich feststellen, dass es sich eigentlich eher anfühlt als wär ich 4 wochen auf kreuzfahrt (zugegeben, der vergleich hinkt…) gewesen. ich saß da und hatte nicht im geringsten das gefühl, dass zwischen dem 22.10.2015 und heute mehr als 13 monate liegen. ich war doch schon ein bisschen aufgeregt. nicht wegen der arbeit an sich, doch aber wegen der konfrontation mit den kolleginnen und kollegen. weshalb ich so lange abwesend war, wissen nicht viele. zumindest nicht bewusst. sollte mich der ein oder andere fragen, müsste ich eigentlich innerhalb von sekunden entscheiden, ob ich es sage oder nicht. ein sehr kurzes zeitfenster für eine krankheit, die mich seit 411 tagen begleitet. aber dass lass ich nun auf mich zukommen. ganz langsam. witzigerweise fiel den meisten schon heute meine neue frisur auf. was ich echt erstaunlich finde, denn alle kennen mich nur mit kurzen bzw. zum teil rasierten haaren. da war ich im ersten moment echt überfordert 😂

ich habe mich entschieden meine wiedereingliederung auf 8 wochen zu ziehen und die stunden und tage langsam aufzubauen. ich habe einfach mind. 1 std fahrzeit und die kann durchaus stressig sein. am 27.01.2017 endet meine wiedereingliederung und ich lebe nicht mehr von der kankenkasse. das ist ein gutes gefühl. ich habe mich allerdings bereits vor wochen dazu entschlossen nicht mehr vollzeit zu arbeiten. das leben ist zu schön um nur im büro oder auto zu sitzen.

aber step by step, denn morgen ist erstmal mein 2. arbeitstag.