jod liegt in der luft…

am 13. märz war es soweit. ein weiteres kapitel wurde abgeschlossen.

am 6. november 2015 bekam ich meinen portkatheter eingesetzt. 3 tage später ging es auch schon los mit der chemotherapie. vorgestern, nach 858 tagen komplikationsfreier zusammenarbeit, durfte mein port in die verdiente rente.

während ich meinen port unter vollnarkose gelegt bekam, kam er unter örtlicher betäubung raus. doch irgendwie kamen dann doch komische, gemischte gefühle auf. denn in dieser klinik war ich seit ende meiner chemo vor fast 2 jahren nicht mehr. ganz automatisch fanden meine füße den weg in das richtige gebäude und stockwerk, ohne groß nach zusehen wohin ich eigentlich muss. und dann war da dieser seltsame geschmack der spritze vom port spülen nach der chemo im mund… und doch ist alles so unglaublich weit weg. dann gab es am montag erstmal die vorbesprechung. und anschließend einen schönen mama-kind-tag. am dienstag war ich dann um 14 uhr dran. nüchtern. 6 std ohne essen. 2 std ohne trinken. jeder der mich kennt, weiß, dass das auf mein gemüt geht. aber da die op erst um 14 uhr war, hab ich gaaaaanz langsam gefrühstückt und bis 12 uhr ca. 1.5l wasser getrunken. um ja kein ich-verdurste-gefühl zu bekommen. kaum bei der anmeldung ging es auch schon los. umziehen, in den anästhesieraum, dann in den op raum. zugang für ein bisschen leckmichamarsch legen. 3x jod. abkleben. dann die betäubung. also die aussage des chirurgen, dass die spritze beim zahnarzt fieser wäre… konnte ich nicht bestätigen… schlauch ziehen nicht gemerkt. verwachsenen port lösen…. äh…. gemerkt. ich musste tatsächlich einmal quieken. natürlich wurde ich gleich gefragt, ob ich nochmal was brauche. da mir der chirurg aber versicherte, dass es nur noch 30 sekunden dauert, haben wir es dabei belassen. veröden. nähen. stripes. pflaster. fertig. 30 minuten um. nein, ich habe meinen port nicht mit genommen und auch nicht nochmal angesehen. bei weisheitszähnen hielt ich es auch immer so.

um ehrlich zu sein, es war für mich kein hochemotionaler moment. was vll auch daran liegt, dass es zeit war. er hat mich nie gestört. ich hatte nie ein fremdkörpergefühl. und jetzt war es einfach soweit, das er raus durfte. mein eigenes körpergefühl hatte das mit meiner onkologin abgeklärt. mein unterbewusstsein hat sich aber anscheinend sehr wohl damit auseinander gesetzt. geträumt hatte ich diese nacht nämlich nicht gut. und das hab ich sehr sehr selten.

erster pflasterwechsel verlief auch bereits problemlos. schmerzmittel sind allerdings durchaus angenehm. zugegeben, das einsetzen war nicht so unangenehm. glaube ich zumindest… denn irgendwie kann ich mich an keine der schmerzen mehr richtig erinnern.

nun, diese woche darf ich noch zuhause bleiben. ich soll mich eine woche schonen und erst danach wieder belasten und sport treiben. ja und dann? es kommt ein sommer ohne port. ich kann wieder oberteile tragen, ohne das sie am port reiben. das gleiche gilt übrigens für den sicherheitsgurt. das es tatsächlich so ist, werde ich aber wohl erst realisieren, wenn ich pflasterfrei an mir runter schaue, und keinen herausragenden knopf sehe.

>>lieber port, danke für deine dienste. wir werden uns nie mehr brauchen. was natürlich auch für deine verwandten gilt. genieße deinen lebensabend. so wie ich!<<

back on track since 365 days

heute vor einem jahr gings los. mit wiedereingliederung. ausgedehnt auf 8 wochen. beste entscheidung! was war ich nervös. was war ich unsicher und hatte angst durch mein chemobrain zu doof für die buchhaltung geworden zu sein. doch ich wurde eines besseren überrascht. ich war gut. für meine verhältnisse natürlich. aber in anbetracht der tatsache, dass zu dem zeitpunkt vieles umstrukturiert wurde mit neuem system und pipapo, kann ein bisschen eigenlob nicht schaden. ganz so euphorisch ist es heute nicht mehr. nach 8 wochen hatte ich mit urlaub abbauen und reduzierung auf einen 7 std tag tatsächlich das optimale pensum gefunden. die 4 tage woche hab ich beibehalten, aber nun bin ich seit dem sommer bei 8 std pro tag. und das, ja das bringt mich manchmal an meine grenzen. ich weiß, es gab einen blog über meinen flow, den ich erreicht hab.. aber was so eine unbedeutende stunde so auswirken kann… nach 365 tagen zurück im arbeitsalltag kann ich sagen, leicht ist anders. es braucht für mich ganz schön viel disziplin mein qi gong zu praktizieren. mein essen täglich frisch zuzubereiten. mich nicht stressen zu lassen. gelassen zu bleiben. mich an der frischen luft zu bewegen. meinen haushalt zu schmeißen. und manchmal bin ich so müde. ich will einfach nur zu hause bleiben. nichts tun. blöd schauen. und mir keine gedanken machen, ob jetzt kein qi gong diese woche meine lebenserwartung minimiert. 

dieser post ist keine beschwerde. sondern ein resümee des letzten jahres. alltagstechnisch allerdings eine unglaubliche herausforderung. in dem ich schnell mal überfordert bin. schlechte laune hab. nichts hören und nichts sehen will. aber es war ein schönes und tolles jahr. welches ich in vollen zügen genossen hab. aber so ist es wohl, das leben nach dem krebs. von einfach war wohl nie die rede.