das wars, am 22.08.2016 war meine letzte bestrahlung mit abschlussgespräch. das heißt aber auch, dass dieser teil meiner brustkrebsreise, voll gestopft mit behandlungen, klinikbesuchen und arztbesuchen, vorbei ist.
ja vorbei… vorbei ein monatelanger terminkalender mit regelmäßigen terminen. vorbei sind 6 monate chemotherapie. manchmal erinnere ich mich vage an das gefühl nach der chemogabe. meist kommt das abends auf der couch oder vor dem einschlafen. unfassbar was unser gehirn so leistet und diese erinnerung geschickt in einer schublade verschwinden lässt. denn vorallem die chemo ist unfassbar weit weg. fast so… als hätte ich sie in einem früheren leben erlebt. und vorbei sind knapp 7 wochen tägliche bestrahlung. ah ja… und nebenbei gab es ja auch noch die ein oder andere op. und doch hab ich das gefühl die zeit verging extrem schnell. wie im flug!
was kommt jetzt? zu allererst anschlussheilbehandlung. in ca. 2 wochen geht es los. da werd ich wieder fit gemacht. körperlich, geistig und seelisch. und auch fürs berufsleben werde ich wieder vorbereitet. denn vor fast genau 10 monaten war mein letzter arbeitstag. um ehrlich zu sein, mir graut ein wenig vor meinem ersten arbeitstag… ich weiß noch nicht wie ich mit den kollegen umgehen soll. vielleicht soll ich ein schild an die bürotüre hängen? sprechzeiten von…bis, um fragen zu meiner abwesenheit zu beantworten. oder eine rundmail? oder ein t-shirt in der ersten woche? „es war krebs, kein burnout“ wer für das krebsübel gewettet hat kann seinen gewinn abholen 😉 na, man muss wissen, nicht jeder kollege/in weiß von meiner krankheit. viele vermuten etwas ernstes, aber wissen tun es nur wenige. ich weiß nicht, wie sehr ich mich mit fragen zu meiner abwesenheit auseinandersetzen möchte. es gibt tage da blubbert es geradezu heraus gegenüber unwissenden und tage da will ich unter gar keinen umständen auch nur im geringsten etwas dazu sagen müssen, das sind allerdings dann menschen die ich kenne. dazu kommt, dass ich eigentlich keine sonderbehandlung möchte oder das köpfchen des gegenübers zur seite geneigt mit einem ‚ohhh-blick‘. aber eigentlich doch, immerhin hatte ich scheißkrebs. also ein bisschen krebsbonus wär schon fein 😉
ich weiß es braucht zeit. zeit bis man wieder belastbar ist. zeit bis mein chemohirn in den ruhestand geht. zeit, um in das leben danach, ohne behandlungsgerüst, zu finden. ich frage mich, komme ich mit einem ’normalen‘ alltag zurecht? die eigentliche frage ist aber auch, möchte ich einen normalen alltag. von meinem jetzigen standpunkt aus gesehen irgendwie nicht. noch nicht. vielleicht habe ich auch angst davor, vor lauter alltag zu vergessen das leben wahrzunehmen. aber kann mir das nach allem überhaupt passieren? alltag ist in gewisserweise doch eine gute sache, denn umso weniger platz hätte die angst. die begleitet mich auch seit 1o monaten und wird mir wohl bleiben. mal mehr mal weniger. oder denke ich momentan so darüber, weil mein behandlungsgerüst wegbricht? mit meinem abschlussgespräch am montag wurde ich ja schon fast in die freiheit entlassen. alles was nun als neues ‚gerüst‘ kommt, sind die regelmäßigen nachsorgetermine. vielleicht sehe ich nach der ahb alles anders. denn es kommt ja nichts mehr. bis jetzt wurde immer ein kapitel abgehakt und auf das nächste gewartet. aber dann kommt nur noch einfinden in das jetzige leben.
nebenbei bemerkt war am 21.08.2016 meine diagnose 10 monate alt. seitdem ist bekanntlich nichts mehr wie es war… okay ganz stimmt das nicht… irgendwie schon, aber nein… irgendwie auch nicht. denn wir haben bewusst festgestellt, es gibt nun zwei zeitrechnungen. die zeit vor dem krebs und die zeit danach. konkretes beispiel. als meine mama und ich letztens das fotobuch von nichte und neffe online gestaltet haben, orientierten wir uns um den zeitpunkt der fotos zu bestimmen (was bei smartphonebildern nicht mehr so einfach ist…) an vor der glatze und nach der glatze ? (klappte übrigens wunderbar!) und machen wir uns nichts vor, die menge des sandes in meiner sanduhr des lebens stand bereits fest ⏳ nun hab ich nochmal eine schippe drauf bekommen. ich habe das gefühl der sand läuft nun langsamer. was zur folge hat, dass ich das leben intensiver wahrnehme. und das wiederum, weiß ich sehr zu schätzen…