ein spätes opfer

während meiner chemo mit paclitaxel hatte ich von zahnschmerzen berichtet. diese sind einige wochen nach der behandlung abgeklungen und nur noch sporadisch aufgetreten. beim letzten zahnarztbesuch im august 2015 war auch alles in ordnung.

vor 3 wochen habe eine entzündung am zahnfleisch genau über dem besagten zahn (dem 16) bekommen. nach meinem zahnarztbesuch war klar, der zahn ist tot. mit einem großen entzündungsherd an der wurzel. 

da ich schon vorher vieles über die evtl. wirkung von toten bzw. wurzelbehandelten zähnen gehört habe, war klar… so einen will ich nie haben. in der traditionellen chinesischen medizin (tcm) heißt es, dass tote zähne chronische krankheiten und sogar krebs begünstigen können. nachdem mein toter zahn nun auch noch auf dem brustmeridian sitzt, der über meine erkrankte brust läuft, war sonnenklar, der muss raus! 

mittwoch letzte woche war es soweit, termin 11:15 uhr. nachdem die spritze gewirkt hat ging alles sehr schnell und nach nicht mal 6 min. war er auch schon raus. alles lief gut, die kieferhöhle blieb zu und ich hatte keine schmerzen. leider hat es jedes mal wieder anfangen zu bluten, als ich den tupfer entfernte. nach einigen telefonaten mit dem kieferchirurgen sollte ich nochmals in die praxis kommen. die arzthelferin legte mir eine art gelatinewürfel in die wunde. das stoppte die blutung und als ich den tupfer rausnahm zu hause war alles gut.

der donnerstag verging unspektakulär. essen in babykonsistenz und bing-watching auf der couch. der freitag war auch gut mit babysitten und erster suppe mit löffel… ohne strohhalm. dann fing es an zu bluten. leicht… aber unangenehm vor sich hin die ganze nacht durch. der geschmack im mund war recht grenzwertig. und schlafen konnte ich kaum, da ich immer angst hatte es geht gleich richtig los. wach im bett liegend hatte ich mich bereits nach dem nächstliegenden notdienst am samstag erkundigt. denn da war mir schon klar… ohne geht nicht. der blutschwamm wurde immer größer und morgens konnte ich mein  kiefer nicht mehr schließen. 

der notdienst war okay… hat das gedöns weggesaugt, nochmal einen gelatinewürfel rein und tupfer. alles war gut als ich ihn zuhause raus hab. im laufe des tages kam dann der würfel wieder raus… und ich befürchtete schon, dass ich am sonntag schon wieder hin muss. über nacht fiel er ganz raus und alles es blieb gut. 

heute war mein kontrolltermin. der kieferchirurg ist zufrieden. ich hab auch zeit mich zu entscheiden, ob ich einen ersatz will oder ob ich es so lasse. nachdem man es nicht sieht… auch bei einem herzhaften lachen… lass ich es mal so.

wieso ich so ausführlich darüber schreibe? weil mich das wirklich stresste! ich dachte, da hab ich so viel durchgemacht, bin einiges gewohnt. aber je weiter meine therapie zurück liegt, desto schwieriger wird mein verhältnis zu arztterminen, praxen, nadeln usw. ich kann momentan keine praxis mehr von innen sehen! und die zahnentfernung war nunmal völlig unnötig. eigentlich. auch einen zahn zuverlieren ist bis jetzt immer eine horrorvorstellung für mich gewesen. 

nun ja. es ist wie es ist. ein spätes chemoopfer. der arzt bestätigte, dass der schaden höchstwahrscheinlich durch die chemo ausgelöst wurde. und ich befreunde mich jetzt mal weiter mit meiner neuen lücke. 

everyday office life

jüa… so läuft der hase nu! 8 wochen nach meinem 1. arbeitstag nach 13 monaten krankenstand.

vorweg muss ich gleich mitteilen, die wiedereingliederung auf 8 wochen zu machen war die beste entscheidung! den ganzen dezember war ich 3x die woche für 3 std. im büro. nun ja… jeder der in der buchhaltung arbeitet, der weiß, dass man gerne pünktlich gehen möchte doch wegen dem jahresabschluss den aufgaben die erledigt werden müssen völlig ausgeliefert ist. (anm. ich möchte mich nicht beschweren, ich fand es toll! das ist normal nicht meine aufgabe, kenne es von früher und habe es vermisst!) aber so hatte ich nun schon an manchen tag das stundenpensum von erst noch folgenden wochen überschritten… nämlich 5. da dazwischen natürlich auch termine sind wie freunde treffen, babysitten, nachsorge oder auch haareschneiden, bleibt gefühlt kaum zeit zur ruhe zu kommen. und an dem punkt bin ich nun und fühle mich ausgepowert. zum qi gong hab ich keine ‚zeit‘. spazieren gehen… schwierig wenn der arbeitsweg insgesamt ca. 3 stunden beträgt. aber zumindest hier habe ich eine lösung gefunden. nachdem mich das autofahren recht nervt, fahre ich mit dem zug. reine fahrzeit ist wie mit dem pkw. allerdings muss ich von der ubahn noch gut 15-20 min zu fuß gehen. also hab ich jeden tag meine bewegung inkl. treppen, denn ich bemühe mich keine rolltreppen zu nutzen. nachteil, der zug geht nur jede stunde, also bin ich nicht mehr so flexibel. vorteil, ich muss gehen und einfach lernen den stift fallen zu lassen. nebenbei schone ich die umwelt und spare benzin.

meine wiedereingliederung ist nun vorbei. und nun? nun habe ich mich dazu entschlossen meine 40 std. woche auf 35 std. zu reduzieren und wöchentlich mindestens 1 tag urlaub abzubauen. 

alles in allem tut mir das arbeiten recht gut. ich hab die zahlen vermisst. es geht auch viel besser als befürchtet und mein chemobrain hält sich zurück. (danke dem kleinen gehirntraining das ich täglich mache, wenigstens ein muskel den ich beanspruche) wenn es aber stressig wird weil ich nicht weiterkomme, dann komme ich an meine grenzen. dafür aber ist hauptsächlich der systemumstellung bei uns in der firma schuld. wieder in den job zu kommen und dann auch mit einem völlig unbekannten programm fordert schon viel hirn. und zeitstress… der ist gift für meine laune und meinen körper. der kommt wenn ich mich noch dem rest meines alltags annehmen muss. ich werde versuchen alles ein wenig besser zu planen. vielleicht hilft das,  den stress zu mindern. 

so, ab morgen arbeite ich wieder regulär. der krankenstand ist somit offiziell nach 460 tagen beendet! 

ene… mene… miste… 

so oder so ähnlich geht es mir momentan öfter, wenn ich tage oder sogar wochenlang bestimmte utensilien ins visier nehme mit dem hintergedanken sie weg zu werfen. 

diese utensilien hängen meist unmittelbar mit meiner vorangegangenen und nun abgeschlossen krebstherapie zusammen. manches kann ich schlichtweg nicht mehr sehen, für anderes habe ich keine verwendung mehr. 

im kreise der nicht mehr sehen wollenden dinge befinden bzw. befanden sich hauptsächlich kleidungsstücke, die ich mir für krankenhausaufenthalte kaufen musste. manches hab ich mir auch eingebildet, weil es so bequem war während der chemo zelte zu tragen. zu dem zeitpunkt war es auch völlig in ordnung, nur jetzt schau ich entweder aus wie ein kartoffelsack oder ich bekomme dieses eigenartige gefühl, dass es mich erstickt wenn ich es trage. auch mein herzkissen musste weg. das hatte ich zu meiner sentinel-op von der brustschwester bekommen und auch bei meiner brust-op war es super hilfreich. aber es war halt das krebskissen.

utensilien, die einfach weggeworfen werden sind oft kosmetika oder zu lange abgelaufene lebensmittel. da ich meine ernährung auf LCHF (low carb high fat) und teilweise keto umgestellt habe, haben natürlich auch bestimmte lebensmittel derzeit ihren dienst an meiner ernährung erfüllt. meine oma hat sich darüber gefreut (wir wollen hier ja nix verschwenden). die kosmetika war jetzt aber schon größtenteils an die 12 monate geöffnet. und bestimmte (baby)cremes die mir während der chemo wirklich sehr gut taten, mag ich einfach nicht mehr verwenden. das erzeugt irgendwie ein unbewusstes therapiegefühl. 

mit dingen die ich mir während dessen gekauft oder benutzt habe, aber nicht ausschließlich deswegen kaufen musste, ist das zum glück anders!

es gibt auch medikamente, die noch sehr lange halten. hier ist es tatsächlich leider so, dass ich mich noch nicht davon trennen kann, total doof…. aber vll muss man es nochmals brauchen. ich weiß, hab ich nicht beim universum bestellt, aber hier bin ich wohl, wie mit meinem porti, etwas abergläubisch. 

grundsätzlich war ich noch nie ein mensch der dinge lange aufbewahrt oder an erinnerungen hängt. diese eigenschaft ist gut für umzüge und den stauraum. und es fällt mir unglaublich leicht mich von dingen zu trennen. ich gebe offen zu, ich besitze keinen einzigen liebesbrief aus der jungendzeit. auch keine klassenbücher mehr. meine kleidung wird regelmäßig ausgemistet. das hat aber zur folge, dass ich zu qualität statt quantität übergegangen bin. doch mit den jahren werd ich wohl sentimentaler. denn ich habe eine ‚erinnerungsbox‘. in diese wandern seit einigen jahren meine terminplaner (vergesslich war ich auch schon vorher) und kleine erinnerungen aus dem jeweiligen jahr. z.b. visitenkarten besuchter restaurants. eintrittskarten. ansichtskarten. flugtickets und was ein urlaub sonst noch hergibt. das fing an als mein kleiner bruder für eine zeit lang nach argentinien ging und ich ihn das erste mal besuchte. da war so viel aufbewahrenswertes mit nach hause gekommen. bis jetzt wanderte alles in jahrestütchen und dann mit dem planer in die box. dieses jahr hab ich mir das diary von flow Magazin geschenkt. und fülle es mit erinnerungen und kleinen notizen bereits über das jahr. mit schönen erlebnissen. positiven erfahrungen. bildern. begegnungen. guten gedanken. bereits nach 2 wochen merke ich wie gut mir das tut.

was weg muss, muss weg und wenn sich was förmlich aufdrängt, werde ich es nicht aufhalten. das schafft platz für neues.

2016… es wird zeit für dich zu gehen ?

ein jahr, welches im wahrsten sinne des wortes mein leben verändert hat, geht zu ende. ein jahr, von dem ich beim hineinrutschen nicht wusste, wie ich da wieder rausrutschen würde. ein jahr, welches mit besonders emotionalen gesundheitswünschen began. und… das jahr meinte es gut mit mir. den mein tumi zog aus und ein krebsfreier jahreswechsel steht unmittelbar bevor. nicht mit jedem meinte 2016 es gut. die schlagzeilen über an krebs verstorbene bekannte menschen hörten irgendwie nicht auf. der fairnesshalber sei gesagt, nicht nur krebs holte sie aus dem leben. und doch waren es gefühlt zu viele. auch wenn ich sie persönlich nicht kannte, traf es mich jedes mal, wenn einer von ihnen wegen des schalentiers über den regenbogen gehen musste. und dann waren da noch diejenigen, die man aus den sozialen netzwerken kennt. das trifft mich jedes mal noch mehr. man kennt sich nicht persönlich, und doch nimmt man täglich teil an ihrem leben. so wie sie an meinem. freut sich unglaublich über erfolge und ist traurig über rückschläge. fluch und segen der social media. man erlebt das gefühl nicht allein zu sein, aber wird knallhart mit der realität konfrontiert. oft fehlen mir als selbst betroffene die worte, und doch denke ich viel an jene menschen. 

in meinem 2016 ist viel passiert. und es war durchaus ereignisreich. viele schöne momente prägen es. oft erinnert man sich nur an die schlechten dinge, das hat das menschliche gehirn so an sich. aber, obwohl bis in den april hinein volles chemoprogramm war, erinnere ich mich kaum an diese ungewisse und kräftezehrende zeit. die schönen dinge überwiegen. trotz allem. das jahr began mit der geburt meines kleinen neffen. darauf folgte eine erfolgreiche chemo. eine erfolgreiche op. eine hoffentlich wirksame bestrahlung und eine ahb, bei der ich einen ganz wunderbaren menschen kennengelernt habe. ich habe viele neue erfahrungen gemacht. erfahrungen, welche glücklicherweise nicht jeder machen muss. und beim resümieren muss ich feststellen… das jahr hat mich mutiger gemacht. bestimmter. kreativer. experimentierfreudiger. und vorallem bewusster.

ich gehe bewusst in den tag. genieße bewusst kleine unspektakuläre momente. lächle unglaublich gerne in mich hinein. und ich bin dankbar dafür, was ich geschafft habe und was ich habe. ein schönes leben. die gedanken, was das leben noch bringen mag, kommen und gehen. das wird immer so sein. doch wichtig ist das jetzt und das ist einfach nur wundertoll.

habt es fein ❤ auf ein wunderbares 2017 

eine portion konfetti aufs neue jahr 🎉

bilanz nach 256 und 130 tagen

wir geht es meinem körper 256 tage nach der letzten chemo? und wie geht es ihm 130 tage nach der letzten bestrahlung. was machen eigentlich meine op- narben?

von der chemo habe ich so gut wie keine nachwirkungen mehr. im september hatte ich ja alle wimpern verloren. nun sind wieder 3 monate rum. ich verliere sie wieder, allerdings nicht mehr so offensichtlich. diesmal kein kollektives wimpernsterben mehr. meine haut bedarf nach wie vor guter pflege. ich bin sehr froh, dass seit einiger zeit das jucken der haut bei schwitzen verschwunden ist. bezgl. der pflegeprodukte kaufe sehr bewusst ein und achte auf produkte ohne mineralöle, hormonelle wirkstoffe, silikone usw. meine wilde welle in den haaren ist weg. zuerst war ich etwas traurig,  war es doch so easy morgens. aber eigentlich ist es ganz ok die ‚chemowelle‘ los zu sein. ist für mich doch ein zeichen, dass sich mein körper erholt. zyklustechnisch hat sich alles wieder eingespielt. nur die nicht betroffene brust kämpft mit zyklusabhängigen spannungen. manchmal durchaus recht unangenehm. doch alles braucht seine zeit. zum ende der chemo hatte ich diese üblen zahnschmerzen. leider sie sind noch immer sehr empfindlich. doch lt. zahnarzt alles in ordnung. und der liebe schwindel. er begleitet mich nach wie vor. schnelle bewegungen. bei starken wetterumschwüngen. dann merke ich ihn. wenns den kopf betrifft geht mir manchmal die düse… aber das mrt war ja optimal.

nun zur bestrahlung. die haut ist nach wie vor etwas röter und sehr schnell trocken. das jucken ist aber mittlerweile weg. dennoch creme ich fleißig ein. das gewebe ist fester, aber nicht verformt. manchmal zwicken meine rippen. der bestrahlte part meiner achsel ist haarfrei. und bedarf keines deos (schweißdrüsen weg gestrahlt). die narbe der brusterhaltenden op ist sehr gut verheilt und hat durch die strahlen nicht gelitten.

da wären wir auch schon bei den operationen. die bet-narbe sieht sehr gut aus. sehr fein und sie fällt mir kaum auf. das bild der brust ist kaum verändert. keine delle. etwas kleiner. aber nicht der rede wert. der op bereich ist jedoch sehr knotig. an manchen tagen schwierig das kopfkino aus zu lassen. aber man weiß, das ist normal. meine wächter-op ist nun über ein jahr her. seit 2 wochen hab ich das gefühl, mein gefühl kommt zurück. die ganze achsel war großflächig taub. ist sie zum teil immer noch. doch die fläche wird immer kleiner. vor allem der oberarm fühlt sich wieder gut an. mit der bestrahlung nahm die taubheit wieder zu, nun nimmt sie ab. bis jetzt hatte ich keine probleme mit einem lymphödem. ich passe auf, auf dieser seite nicht schwer zu tragen und sie nicht zu sehr zu belasten. meinem port geht es gut. seine narbe ist nach wie vor nicht die unauffälligste. da ich recht schlank bin steht er unschön hervor. doch ein bisschen wird er noch bleiben. 

auch seelisch kann ich mich nicht beschweren. ich schlafe noch immer gut. die wiedereingliederung tut mir auch gut. und es geht mir besser als ich gedacht habe. natürlich kommen und gehen die ängste. vor allem durch das vernetzt sein mit anderen frauen erlebt man nicht nur erfolge mit, sondern leider auch rückschläge. in diesen momenten denke ich mehr darüber nach als sonst. obwohl er weg ist, ist der krebs mein unsichtbarer begleiter. meist nehme ich ihn kaum war. er ist halt da. doch manchmal macht er wind. das ist aber auch gut so. und damit komm ich für mich prima klar. denn ein großteil meines ichs fängt an seinen neuen rhythmus zu finden. nicht da wo ich letztes jahr aufhören musste,  sondern neu. so das es für mich fein ist. und ich habe das gefühl ich bin auf einem guten weg.

nachtrag: habe ich doch glatt vergessen über mein chemobrain zu sprechen 😂 dem geht es relativ gut. mit viel notizen klappt es in der arbeit wunderbar. ich habe bereits vor ca 3 monaten angefangen mit gedächtnisübungen. und ich denke das hilft meinem brain doch sehr. meine stressbelastungsgrenze ist aber nach wie vor recht niedrig. ich wäge aber genau ab was alles in meinen tag passt. 

‚out of office‘ war gestern 

das war er nun. mein erster arbeitstag. der erste tag im büro seit 406 tagen. nichts hat sich verändert, alles blieb so als wäre ich am freitag erst ins lange wochenende gegangen. als ich an meinem schreibtisch saß musste ich feststellen, dass es sich eigentlich eher anfühlt als wär ich 4 wochen auf kreuzfahrt (zugegeben, der vergleich hinkt…) gewesen. ich saß da und hatte nicht im geringsten das gefühl, dass zwischen dem 22.10.2015 und heute mehr als 13 monate liegen. ich war doch schon ein bisschen aufgeregt. nicht wegen der arbeit an sich, doch aber wegen der konfrontation mit den kolleginnen und kollegen. weshalb ich so lange abwesend war, wissen nicht viele. zumindest nicht bewusst. sollte mich der ein oder andere fragen, müsste ich eigentlich innerhalb von sekunden entscheiden, ob ich es sage oder nicht. ein sehr kurzes zeitfenster für eine krankheit, die mich seit 411 tagen begleitet. aber dass lass ich nun auf mich zukommen. ganz langsam. witzigerweise fiel den meisten schon heute meine neue frisur auf. was ich echt erstaunlich finde, denn alle kennen mich nur mit kurzen bzw. zum teil rasierten haaren. da war ich im ersten moment echt überfordert 😂

ich habe mich entschieden meine wiedereingliederung auf 8 wochen zu ziehen und die stunden und tage langsam aufzubauen. ich habe einfach mind. 1 std fahrzeit und die kann durchaus stressig sein. am 27.01.2017 endet meine wiedereingliederung und ich lebe nicht mehr von der kankenkasse. das ist ein gutes gefühl. ich habe mich allerdings bereits vor wochen dazu entschlossen nicht mehr vollzeit zu arbeiten. das leben ist zu schön um nur im büro oder auto zu sitzen.

aber step by step, denn morgen ist erstmal mein 2. arbeitstag.

der groschen fällt… jetzt erst

welcher groschen? DER groschen. der ICH-BIN-NOCH-AM-LEBEN-GROSCHEN. ich vermute das hängt mit dem sich jähren der diagnose zusammen. letztes jahr um diese zeit gabs für viele dinge ein erstes mal. über die man gar keine zeit hatte nach zu denken. erstes staging. erste op. erste chemo. erste nebenwirkungen. erstes fieber. erste spritze gegen fieber. erster haarverlust. erstes und (ich gehe fest davon aus) das letzte weihnachten mit glatze. gerade jetzt fühlt sich alles sehr präsent an. normalerweise schwirrt diese erfahrung meilenweit in einer seifenblase weit hinter meinereiner her. aber nicht zur zeit. ich erinnere mich z.b. an den geschmack der spritze, die ich am ende der chemo zur portspülung bekommen habe. ich erinnere mich an die schwachheit in meinen gliedern. an den schwindel. ich erinnere mich an mein abscheuliches bauchgefühl nach der chemo. und das ist neu, erst jetzt empfinde ich es als abscheulich. manchmal wird mir regelrecht flau im magen, wenn meine gedanken durch die erinnerung spazieren. und vorallem gerade jetzt gibt es so unglaublich viele momente in denen ich dankbar bin, dass der krebs meinen körper wieder verlassen hat. ich habe dann bewusst das gefühl die zeit vergeht langsamer. besonders in momenten mit meiner nichte. wenn sie vor mir sitzt und über meine wange streichelt und mit haarewuscheln feststellt, dass meine haare immer länger werden. oder wenn der kleine neffe in meinen armen einschläft und die zeit stehen bleibt. genau dann wird mir unfassbar bewusst wie schief es gehen hätte können. und da kommt der groschen ins spiel. er fällt. in letzter zeit oft ganz laut. und mir wird bewusst wie dankbar ich bin, noch hier zu sein. wie dankbar ich bin, dass meine nichte mir durch die haare wuscheln kann. dankbar, dass mein neffe in meinen armen einschlafen kann. und in stillen momenten, wenn ich in der natur bin, die ruhe und die vollkommenheit wahrnehme, kommen sie. die tränen. tränen der dankbarkeit. tränen der erleichterung. tränen weil mir bewusst wird, dass es keine seifenblase war sondern echt. das erste mal seit dem diagnosegespräch. auch jetzt, während ich das schreibe. ist man im behandlungsmarathon, lebt man wie in einem uhrwerk. vielleicht habe ich mich so auf meinen weg aus dem krebs konzentriert, dass ich für tränen keine zeit hatte. denn ganz schnell werden die behandlungen irgendwie selbstverständlich und zum alltag. eine station folgt der nächsten. bis mit der reha und der wiedereingliederung ins arbeitsleben mehr als ein jahr ausnahmezustand zu ende geht. da blieb mir nicht viel zeit, und irgendwie auch keine gelegenheit, mir darüber bewusst zu werden, dem tod von der schippe gesprungen zu sein. erst letztens hab ich gelesen, dass man sich wohl ab diagnose als krebsüberlebende bezeichnen darf. das habe ich geschafft. äußerlich nimmt keiner wahr was für ein glück ich hatte. aber auch wie sehr es mich verändert hat. aufgrund dessen, da die äußerlichen spuren verschwinden, kann ich derzeit ganz schlecht mit dem kompliment > du siehst aber gut aus < umgehen. oder die aussage, wie toll es doch ist, dass bald das arbeiten wieder losgeht und das alte leben zurück kommt. das alte leben kommt nie mehr zurück. es ist jetzt ein neues. eines in das ich nun nach diesem jahr passe. und um ehrlich zu sein, in diesem wache ich eigentlich fast jeden tag mit dem gedanken krebs auf und gehe damit ins bett. ob ich will oder nicht, ist der gedanke auf eine bestimmte art und weise allgegenwärtig. das darf man nicht falsch verstehen, denn er ist nicht mit negativen gefühlen gehaftet. aber es führt unweigerlich dazu, dass man das leben aus einem anderen blickwinkel betrachtet. derzeit etwas mehr als weniger. ich weiß, ich kann mich unheimlich glücklich schätzen, dass das nun alles hinter mir liegt. und das ist wohl auch ein grund, weshalb ich mich unglaublich auf weihnachten freue. vom weihnachten ohne haare und mit krebs zum weihnachten mit haare und ohne krebs. das fühlt sich großartig an!

nachsorgetermine beschleunigen gefühlt meinen alterungsprozess

so, jetzt hab ich definitiv die erste nachsorge bestanden 🌟

ein etwas umständlicher weg dort hin. aber von anfang an. mein erster nachsorgetermin war in der 1. pinktober woche. 

zuerst hatte ich meinen termin bei der gynäkologin. nach diesem hab ich beschlossen zu wechseln. ich brauch echt keine übermäßige betüdelung, aber etwas fingerspitzengefühl in meinem fall wäre durchaus angebracht. also ging ich mit einer arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für sage und schreibe 4 tage und keiner überweisung an die radiologie oder einer kurzen planung der nachsorge aus der praxis. nachdem ich mir aufgrund meiner unsicherheit des sehr knotigen narbengewebes recht unsicher beim abtasten bin, wurde darauf schon gleich gar nicht eingegangen und als ich von meiner entscheidung einer späten wiedereingliederung erzählt hab, sprach ihr gesichtsausdruck bände. damit solle ich dann doch besser zur onko gehen. und die ständige info darüber das meine krankenkasse so nervt juckt mich tatsächlich auch nur peripher. danke und auf nimmer wiederschaun!

zwei tage später war der termin meiner onko. lymphsono und abdomensono. alles unauffällig, aber meinen blutdruck hätte man bis zu dieser aussage nicht messen dürfen. da ich gerne ein komplettes staging wollte, aufgrund meiner tumorbiologie, bekam ich eine überweisung zum pet-ct. dann werden knochen und lunge gecheckt und natürlich nochmals lymphknoten und leber. ihr glück meine wiedereingliederung zu machen, konnte sie auch nicht ganz nachvollziehen. aber erstmal erleichtet über das ergebnis und mit einer arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für 4 wochen ging ich aus der praxis.

jetzt musste eine neue gyn her. ich hatte eine im hinterkopf. empfehlung der strahlenärztin. angerufen, termin gemacht, 1 monat warten.

dazwischen war das pet-ct. dazu wird einem eine leicht radioaktive zuckerlösung gegeben. da tumorzellen bekanntermaßen einen erhöhten stoffwechsel haben werden diese durch diese spezielle form der bildgebung sichtbar. der vorlauf… blutabnehmen, radioaktive substanz, zuckerlösung trinken, nahm die meiste zeit in anspruch. das ct ging flott. befund dauert ca. 3 tage und wird ausschließlich an die onko geschickt. nachdem ich 4 tage später angerufen hab, wurde mir versichert, dass nichts dramatisches ist.

vor einer woche war mein termin bei der neuen gyn. und was soll ich sagen… toll! zu meinem glück auch praktizierende onko. doppelt gemoppelt schadet nie. ich bekam mein erstgespräch, mit viel zeit, abtasten und eine überweisung zur mamma-sono. denn frühestens 4 monate nach der bestrahlung wird ein sono empfohlen. besser eigentlich 6 monate. mein termin stand für anfang dezember. 

gestern war termin bei der onko für die wiedereingliederung und befundbesprechung des pet-ct. sie hat mir empfohlen den sono-termin vorzuverlegen. im op gebiet leuchte es auffällig und ein lokalrezidiv kann anhand des pet-ct nicht ausgeschlossen werden 💥 WTF?! gut, ganz langsam… das op gebiet ist vernarbt. es arbeitet. alles was nicht ’normal‘ ist leuchtet auf. aber um auf nummer sicher zu gehen muss es kontrolliert werden. 

also gleich mit der radiologie telefoniert und heute morgen den termin gehabt. ja man sieht was. kann aber nur narbengewebe sein. es ist extrem unwahrscheinlich, dass zweieinhalb monate nach bestrahlung und vorangegangener chemo mit komplettremission eine zelle überlebt hätte. das wurde mir von der ärztin und dem chefarzt erklärt. 

leck mich am arsch… das herzklopfen bei meiner onko vor dem sono war ja ein kindergeburtstag gegen heute morgen… geschweige denn die stunden davor. denn da kommen sie. die gedanken… klar, ich hab ein kilo abgenommenen… der krebs frisst wohl schon von mir… und dann sind da die kleinen narbenknubbel, mein vitamin-d-spiegel ist auch etwas zu niedrig und da hat es geziept und da war auch was und… und… und… ganz logisch. äh nein… total unlogisch, denn was soll sein? aber mein kleines meta-männchen… das phantasiert so gerne vor sich hin. braucht ja auch eine beschäftigung. nun gut, haken an die erste bestandene nachsorge mit extra thrill. öfter brauch ich das definitiv nicht. die falten die seit gestern mittag dazu gekommen sind ignoriere ich jetzt einfach mal gekonnt. nichts desto trotz hab ich das gefühl, dass mich die anspannung vor den kontrollterminen mehr altern lässt als die vorangegangene chemo, op und bestrahlung. ich hab nicht das gefühl, dass ich von meiner krankheit recht gezeichnet bin. nur die unbedarftheit ist verflogen… und zwar aufgrund der erfahrung wie gestern und heute. 

ein aufregender monat ist nun abgeschlossen und ein dicker fetter ✔ an die 1. nachsorge! 

366 tage später

1 jahr ist es heute her. vor 366 tagen habe ich meine diagnose bekommen. unglaublich wie die zeit vergeht. ich dachte, diese zeit der therapie würde sich wie eine ewigkeit anfühlen. tat sie aber nicht. ein halbes jahr chemo verging ebenso wie im flug, wie die darauf folgende bestrahlung und reha. 

doch das leben ist nicht mehr das selbe. vor einigen tagen habe ich bemerkt, dass ich anfing über das jahr zu resümieren. irgendwie ist es doch ein ‚besonderer‘ tag. (allerdings habe ich mich dazu entschlossen, nicht den diagnosetag zu würdigen, sondern meinen op-tag. der tag an dem mein tumi ausgezogen ist und entsorgt wurde) 

mein leben ist seit dem nicht schlechter oder besser. es ist anders. etwas besonderes. wie bereits in einem vorigen blogeintrag erwähnt, stand mein zeitpunkt diese schöne welt zu  verlassen fest. aber hier bin ich noch. und sehr dankbar dafür. ich möchte mein altes leben nicht zurück. ich habe mich verändert und so würde mein altes leben gar nicht mehr passen. ich bin praktisch rausgewachsen. was ich dafür eintauschen musste ist meine unbedarftheit. nicht unerheblich. denn zwickt irgendwo etwas am oder im körper klopft ein kleines ‚oh-oh-metastasenalarm-männchen‘ ganz hinten in meinem kopf an und breitet sich nach vorne aus. wie ein kleiner dominoeffekt. und dazu kommen die nachsorgetermine. diejenigen, die es auch erleben, wissen wovon ich spreche.  denn ich habe mittlerweile auch meine erste nachsorge hinter mir. und was soll ich sagen… alles tippi toppi. aber bis dahin… die stunden… unbeschreibliche anspannung. aus jeder mimik der ärztin denkt man eine diagnose oder bewertung schließen zu können. also lieber weg schauen. darauf kann ich mich jetzt erstmal alle 3 monate freuen. thriller für lau.

es ist aber auch die ideale gelegenheit, mich bei den menschen um mich herum zu bedanken. danke an meine mama. meinen mann. meinem papa und meine brüder mit ihren familien. meine großeltern und dem rest der familie. besonderer dank geht an meine kleine nichte M. sie hat keinen schimmer wie sehr sie mir in der therapiezeit geholfen hat (danke meinem bruder dafür). und natürlich ebenso eine bereicherung meines lebens, mein kleiner neffe B, der im februar auf die welt kam. und danke an meine freunde. 

nicht nur mein leben hat sich verändert. auch ihres. und das leben geht weiter. 

zum glück 🍀

anschlussheilbehandlung…

… lt. wikipedia wird diese wie folgt definiert:

Die Anschlussheilbehandlung ist eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme, die im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt durchgeführt wird. Die Anschlussheilbehandlung kann ambulant, stationär oder teilstationär durchgeführt werden. 

das klingt toll! im anschluss der krebskakke eine heilende behandlung. ich war zu anfang meiner erkrankung sehr skeptisch, ob ich das tun sollte. ich hatte angst, zusammen mit vielen erkrankten frauen auf einem haufen, 3 wochen durch zustehen. konfrontiert mit der krankheit, konfrontiert mit den ängsten. konfrontiert mit den einzelnen schicksalen. denn es geht ja doch jeder anders damit um. und man lernt auch frauen kennen, die mehr als nur eine erstdiagnose gemeistert haben. aber meine meinung dazu hat sich dann ‚plötzlich‘ nach meiner brusterhaltenden op geändert. ich dachte, dass mach ich! denn wenn es wirklich total doof ist, kann ich ja wieder gehen. und da war ich nun… 3 wochen in der Paracelsus Klinik Scheidegg. eine onkologische klinik von der ich sowohl von anderen frauen, als auch von diversen mich behandelnden ärzten nur gutes gehört habe. 

meine ahb dauerte 3 wochen. gestern war mein letzter tag. ich sitze in einem kaffee in lindau und lasse kurz revue passieren. und ich muss sagen, ich hatte eine sehr schöne zeit! 

aber von vorne, mal ganz grob zusammengefasst: ankommen. zimmer beziehen (meins war im süden, 1. stock, alles tippi toppi). erstgespräch mit dem pflegedienst, einfach um abzuklären, ob ich eine bestimmte versorgung bräuchte (brustprothese, stoma, verband,…). aufnahmegespräch mit meiner ärztin für die nächsten 3 wochen. mit ihr wurde auch der therapieplan erstellt. wobei ich 3 wochen vor anreise bereits einen fragebogen per post ausfüllen musste, damit sie schon mal eine ahnung meiner krankheitsgeschichte haben. plan fertig und da stand nun an: walken, schulter-arm-gymnastik, yoga, qi gong, leichte gymnastik, wassergymnastik, achtsamkeitsübungen (meditation), eine wanderung, psychologisches gespräch, diverse vorträge. dies wird auf jeden abgestimmt und das was einem überhaupt gar nicht bekommt, kann geändert werden. im psychlogischen bereich kommte man selbst auswählen, ob es kreativ, entspannend, tanzend, singend oder gruppentherapeutisch werden soll. mein plan war nicht ganz so sportlich,  denn ich hatte ja erst die laparoskopie. da war ich auch nicht böse drum, denn somit hatte ich keinen ‚rehastress‘. erste erkenntnis: ich bin fitter als gedacht 💪 konnte ich doch gleich von der 2er walking gruppe in die anspruchsvolle 3er gruppe wechseln. besonders heilsam ist natürlich auch die landschaft hier. der bodensee. die wälder. wir waren an den wochenenden viel unterwegs. und das tat gut, hatte fast was von urlaub. 

fazit: ich bin so froh, dass ich mich dazu entschieden habe. ich bin motiviert jeden tag raus zu gehen und möchte weiterhin qi gong machen. denn eine ahb ist erst der anfang. hier wird der grundstein der nachsorge gesetzt. ich weiss nun, welche sportliche betätigung mir liegt. was mir spass macht und welche art von entspannung mir gut tut. das was man hier ‚lernt‘ ist, dass bewegung der schlüssel für ein starkes immunsystem und somit lt. studien die reduzierung des rezidivrisikos ist (lt. chefarzt Dr. Hass wird die bewegung bzw. der sport wohl auch bald in die neue nachsorgeleitlinie aufgenommen, da neue studien wieder zum gleichen ergebnis kommen). dazu gehört natürlich auch eine gesunde ernährung (da bin ich wohl auf einem guten weg, denn neues hab ich nichts gelernt). und ganz wichtig: im einklang mit sich selbst sein! sobald der alltag wieder losgeht, wird das vermutlich eine der größten herausforderungen. aber mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben, sonst sprengt es den rahmen.

und natürlich nicht zu vergessen …. unbezahlbar sind die bekanntschaften die man schließt und ich kann mit freude verkünden… ich glaube eine freundschaft ist daraus entstanden. die situation, vor der ich anfangs angst hatte, viele krebsis auf einem haufen, war für mich auch heilsam. man spricht nicht nur über den krebskakk. aber natürlich ist er immer wieder thema. aber nicht so wie zuhause, wo ich meine familie und freunde eigentlich nicht damit belasten will. aber doch ‚muss‘, weil sonst gerade keiner da ist. keiner der mit einfachen wenigen worten genau weiß,  was ich meine. das ist hier anders. den recht jungen frauen unter euch muss ich leider sagen, dass die altersgruppe u35 eher spärlich gesäht ist. was aber nicht tragisch ist, denn auch so findet man recht schnell die passenden begleiter für diese zeit. und ich kleines glückskind hab sogar jemanden gefunden mit der ich auf einer wellenlänge bin. sogar gleiche altersgruppe und ähnliche krankheitsgeschichte. und das beste, wir wohnen gar nicht weit auseinander. ja, krebs verbindet. klingt doof, ist aber so. wir planen bereits unsere anschlussreha, welche wir auf jeden fall antreten möchten. und diesem sinne… danke herzi, dass es dich gibt 💜 

p.s. unser erstes post-ahb-date steht bereits 😁

der letzte tag in bildern 🌳